Horrorbuch Rezension “In einer kleinen Stadt” von Stephen King (1991)

Der Roman mit der (wie immer mAn wenig gelungenen) Titelübersetzung “In einer kleinen Stadt” oder im Englischen “Needful Things” aus dem Jahr 1991 versucht Stephen King (wieder einmal) Anschluss an seine alten Klassiker wie “Carrie“, “Brennen muss Salem” oder “Cujo” zu finden. Wie schon bei “Das Monstrum” äußert sich dies vor allem in einer doch recht hohen Anzahl von Verweisen auf ältere Bücher und die Verwendung des zwischenzeitlich schon recht bekannten Castle Rock als Spielstätte der Handlung. Insgesamt ein formal stellenweise recht pompös gehaltener Roman, der mich inhaltlich aber nicht überzeugen konnte.

Stephen King “In einer kleinen Stadt – Needful Things” (1991), CropTop

Stephen King “In einer kleinen Stadt – Needful Things” (1991), CropTop

Einleitung

Stephen King “In einer kleinen Stadt – Needful Things” (1991), Buchdeckel

Stephen King “In einer kleinen Stadt – Needful Things” (1991), Buchdeckel

Wie in einer Schnitzeljagd finden sich eine Vielzahl von schon bekannten Figuren und Erlebnissen quer durch das Buch verstreut: der Bösewicht fährt einen sonst nicht vertriebenen “Talisman” als Auto, der zumindest vom Namen her an das gleichnamige Buch aus dem Jahr 1984 mit Peter Straub erinnert, ein kurzer Teil der Geschichte spielt auf dem gleichen Grundstück, auf welchem “Cujo” 1981 sein Unwesen trieb und natürlich taucht auch wieder der bekannte Polizist Alan Pangdorn auf, der schon in “Stark” ein paar Jahre zuvor 1989 mit half das Böse zu besiegen.

Auf diese Weise erfährt der Leser immerhin nebenbei, wie sich King das Fortleben der Figuren vorstellt: die Familie von Pangdorn kam bei einem ungeklärten Autounfall ums Leben (bei Stark war seine Frau noch krank), die verbliebene Witwe von Cujo ist in einen anderen Staat gezogen und hat das Grundstück verlassen usf.

Worum geht es?

In der meiner Meinung nach nicht sehr gelungenen Reminiszenz an vergangene Werke steht dieses Mal – wie auch in den “alten” Romanen – ein bestimmtes Thema im Mittelpunkt, nämlich Hypnose vermengt mit Massenhysterie. Ausgelöst wird sie durch die Figur Leland Gaunt, der einen neuen Laden in Castle Rock eröffnet namens “Needful Things”.

In diesem kann jeder erwerben, wovon er schon immer geträumt hat und zwar zum Schnäppchenpreis. Allerdings mit dem kleinen Nachteil, daß er dem teuflischen Ladenbesitzer damit auch gleichzeitig seine Seele verkauft und für ihn kleine Dienste in Form von Streichen erfüllen muss. Mit dieser Methodik bringt Gaunt schrittweise die Menschen der kleinen Stadt gegeneinander auf, bis sich schließlich alle in den Haaren liegen und aufeinander losgehen. Erst nachdem der Bann gebrochen ist, entdecken die Gefoppten, daß die erworbenen Dinge meist wertloser Ramsch sind und ihnen nur scheinbar wichtig waren bzw. der besondere Reiz schlichtweg eine Illusion war.

Natürlich gibt es auch dieses Mal einige mehr oder minder interessante Nebenstränge über menschliche Beziehungen, seien es die Probleme von Pangdorn mit dem Tod seiner Familie und gleichzeitig neuen Liebe Polly, die ebenfalls ein Amulett – ein “azka” – aus dem Laden kauft um ihre Artritis in den Griff zu bekommen, letztlich aber entdeckt, daß eine schnell wachsende Spinne darin enthalten war, zwei ältere Frauen, von denen einen ihren Ehemann umgebracht hat und die andere ihren noch lebenden terrorisiert, ein Junge namens Brian Rusk, der die Folgen seines Streichs nicht überwinden kann und sich selbst tötet und zahlreiche andere Figuren nebst dem natürlich omnipräsenten Gaunt, der als Teufel immer abstrusere Formen annimmt und offenbar am liebsten Ratten verspeist.

Wie üblich erinnert auch dieses Mal der Bösewicht immer an die gleiche Urfigur, wie sie schon in “Brennen muss Salem“, “The Stand” oder zahlreichen anderen Romanen von King aufgetaucht ist: das zutiefst Böse, nie um eine Lüge verlegen und sich am Leiden der anderen erfreuend. Und wie auch sonst, geht letztlich alles gut aus: Sheriff Pangdorn kann dem abreisenden Gaunt die Seelen in Form eines pulsierenden Koffers entreißen und ihn selbst verjagen, womit wieder alles beim Alten ist.

Formaler Aufbau

Formal ist das Buch wie üblich in einige wenige Teile mit Kapitel untergliedert:

  1. Teil: Gala-Eröffnung
  2. Teil: Sonderangebote
  3. Teil: Total-Ausverkauf

Prolog und Epilog sind dieses Mal in Form einer Erzählung an den Leser gerichtet, in welcher eine redselige Erzählerfigur von der Besonderheit des Ladens und der Stadt erzählt (zu Beginn über die Stadt Castle Rock, am Ende in einer neuen Stadt namens Junction City). Mit dem einzigen Unterschied, daß der neue Laden nun nicht mit “Needful Things”, sondern “Answered Prayers” betitelt ist.

Mein Fazit

Dies ändert letztlich aber nichts daran, dass es eher ein mühsames Buch voller Wiederholungen ist. Besonders lächerlich ist wiederum das aufgemotzte Ende, in welchem der Talisman von Gaunt (das Auto) zur Kutsche mutiert und mit zahlreichen Lichteffekten davon fliegt. Und natürlich gibt es, ähnlich wie in “Carrie” auch viel Gedöns und Zerbombe gegen Ende (übrigens wieder einmal mit eingeschlossenen Menschen, dieses Mal aber Baptisten und Katholiken), aber in dieser Version durch ganz ordinären Sprengstoff ausgelöst, den einige der verrückt Gewordenen nutzen, um die ganze Stadt in die Luft zu jagen.

Ganz zu schweigen von den blauen Feuerzungen, die Gaunt zwischen Zeige- und Mittelfinger heraus schießen lassen kann oder den Rauch, der aus seinen Ohren und seiner Nase dringt, den wechselnden Augenfarben usf. Wie gesagt, beim besten Willen nichts, was man lesen muß und selbst wenn man Grusel mag, erinnern die Effekt eher an die dünnen Romanheftchen, die früher von Trafiken verkauft wurden (oder noch werden).

Verbindungen

Verbindung: “Brennen muss Salem” (Grusel – Vampire/Hypnose)
Verbindung: “The Stand” (Teufel)
Verbindung: “Nachts” (Krämerladen)
Verbindung: Castle Rock (Zyklus)
Bibliographie

6 Kommentare

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