Carrie ist Stephen Kings erstes (veröffentlichtes) Buch aus dem Jahr 1974 und formalschriftstellerisch (für mich) eher schwach, aber eines mit doch einer eher ungewöhnlichen Grundidee rund um die Kombination von Menstruation, Telekinese und Bigotterie.
Worum geht es?
Ähnlich wie beim rund 6 Jahre später publizierten „Feuerkind“ steht eine Tochter mit einem Elternteil im Mittelpunkt; allerdings ist es dieses Mal nicht der Vater als Bezugsperson (sondern die Mutter) und das Verhältnis zwischen den beiden ist auch wenig friedfertig bzw. liebevoll (sondern eher von Abnabelung und Ablehnung geprägt). Zuletzt ist Carrie auch nicht mit der übersinnlichen Fähigkeit ausgestattet Feuer auszulösen (wie bei Feuerkind), sondern telekinetisch Objekte zu bewegen.
Carrie White wächst bei ihrer kalten und von Religionswahn geprägten Mutter auf und wird von ihr unterdrückt, geschlagen, bei Bedarf in einen kleinen Raum zur Züchtigung eingesperrt und von realitätsfremden Ansichten geprägt. Verspottet von ihren Klassenkolleginnen gipfelt die Ablehnung von Carrie in der Gruppe zunächst im Moment, als sie überraschenderweise erstmals die Regel in der Dusche bekommt und von der Situation völlig überfordert von den Klassenkameradinnen verhöhnt und mit Tampons beworfen wird – der ewige Underdog:
„Carrie stand regungslos unter ihnen, ein Frosch unter Schwänen. Sie war ein rundliches Mädchen. Ihr nasses Haar war vollkommen farblos. Es klebte stumpf an ihrer Wange, und sie stand mit gebeugtem Kopf einfach da und ließ das Wasser auf sich herabprasseln. Sie sah aus wie ein Opfertier, wie die ewige Zielscheibe des Spottes, und sie war es. Sie wünschte sich, die Ewen Hight School hätte Einzelduschen wie die Schulen in Westover oder Lewiston. Sie starrten. Immer starrten sie sie an.“
Sue, eines der Mädchen, bittet aus Schuldgefühlen ihren Freund einige Tage später darum, Carrie zum Frühlingsball einzuladen und leitet damit gleichzeitig unfreiwillig die Katastrophe ein. Ein anderes Mädchen, Chris, verachtet Carrie wiederum und wird aufgrund der Situation vom Ball ausgeschlossen. Voller Hass und Abscheu plant sie einen perfiden Racheplan, indem sie zusammen mit ihrem Hassfreund zwei Eimer voller Schweineblut oberhalb der Bühne platziert und arrangiert, dass Carrie und Tom zum Königspärchen gekrönt werden.
Überschüttet mit Blut und voller Zorn beginnt Carrie umgekehrt ihren Rachefeldzug, entzündet Tankstellen, verbrennt ihre Kollegen des Balls und tötet letztlich ihre eigene Mutter, indem sie ihr Herz langsamer schlagen lässt. Allein und verletzt stirbt Carrie schließlich unter Beisein von Sue, die im Anschluss ironischerweise ihre Menstruation erhält.
Mein Fazit
King wechselt im Buch mehrere Perspektiven und kündigt relativ früh die Katastrophe an und den Umstand, dass kaum Personen überleben werden. Einerseits nehmen den größten Teil Erzählungen rund um Carrie ein, welche mit Auszügen aus dem Buch von Sue und pseudo-wissenschaftlichen Berichten einer eigenen White-Gruppe abwechseln. Gerade letztere Erläuterungen wirken an manchen Stellen unfreiwillig komisch bzw. rudimentär glaubhaft.
Hinzu kommt, dass das Auftreten von Menstruation in King’s Buch mitunter eher einem Schlachtvorgang gleicht. Dennoch ist die Beschreibung von Ablehnung und später Rache unter Jugendlichen insgesamt mAn gut gelungen wie auch die Vermengung mit Religion und Tabus. Interessant im Übrigen, dass alle Hauptfiguren bzw. treibenden Kräft in diesem Buch ausschließlich weiblich sind.
Verbindungen
Verbindung: „Feuerkind“
Verbindung: „Shining“
Verbindung: „Christine“
Verbindung: “Das Bild” (Unterdrückte Frau wehrt sich)
Bibliographie
Habe das Buch verschlungen. Als ich später den Film aus den 80ern (?) gesehen habe, war allerdings alles vorbei. Dass „Thommy“ 1:1 wie Thomas Gottschalk aussieht, habe ich nie wieder aus dem Kopf bekommen. 😀
lach – ist mir noch gar nicht aufgefallen, aber hab’s grad gegoogelt und du hast recht – traumatische verbindungen 🙂
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