
„Man sagt, Glocken läuten, um die Lebenden zu warnen.
Doch was, wenn sie läuten, um die Toten zu rufen?“
Fundstück:
Ein zerrissenes Notizbuch, entdeckt 2019 hinter einer morsche Latte im Glockenturm der alten Kapelle in Sankt Gilgen. Verfasserin unbekannt, möglicherweise eine Restauratorin oder Archivarin. Die Glocke der Kapelle wurde laut Kirchenchronik 1913 entfernt.
10. Oktober – Der Auftrag
Ich habe heute meine Arbeit in der alten Kapelle begonnen.
Sie soll restauriert werden – die Balken des Turms sind morsch, die Fenster blind vom Staub der Jahrzehnte.
Man hat mich wegen der Glockenstruktur beauftragt.
Obwohl – das Glockenseil ist durchtrennt.
Und laut Inventar wurde die Glocke vor über 100 Jahren entfernt.
Dennoch… letzte Nacht, um genau 3:12 Uhr, hörte ich ein Läuten.
Lang. Hell.
Unmöglich.
11. Oktober – Das erste Fensterlicht
Ich übernachtete in der Kapelle, oben im Turmzimmer.
Der Wind heulte – doch das Läuten kam wieder.
3:12 Uhr.
Dreimal.
Und diesmal… sah ich ein Licht.
Im Fenster gegenüber, in der kleinen Sakristei.
Ein Schatten stand darin.
Er bewegte sich nicht. Aber ich fühlte ihn sehen.
12. Oktober – Die Aufzeichnung
Ich habe heute den Ortspfarrer getroffen.
Er sagte, das Läuten sei nicht möglich.
Aber seine Hände zitterten.
„Manche Dinge… bleiben. Auch wenn das Metall nicht mehr da ist.“
Er drückte mir einen alten Umschlag in die Hand.
Darin: Ein Zeitungsausschnitt von 1912.
„Mädchen tot im Glockenturm aufgefunden – das Seil um den Hals, das Metall zerschlagen. Verdacht auf Ritus. Glocke entfernt.“
Ihr Name: Agnes R.
13. Oktober – Die Stimme
Ich träumte von ihr.
Sie hing nicht. Sie stand.
Mit dunklem Kleid, den Kopf zur Seite geneigt, die Haare wie von Nebel durchzogen.
Sie sagte nichts.
Aber ich hörte es trotzdem:
„Sie hat mich nicht gehört. Du wirst es tun.“
Ich erwachte mit tauben Fingern.
Und auf meinem Notizblock:
3:12
Ich habe das nicht geschrieben.
14. Oktober – Letzter Eintrag
Ich habe die Glocke gesehen.
Sie hängt nicht. Sie schwebt.
In meinem Traum.
Und manchmal… wenn ich das Auge schließe, höre ich sie auch jetzt, am helllichten Tag.
Nicht wie ein Klang.
Wie ein Ruf.
Wenn du dies findest:
Lass sie nicht weiterläuten.
Zerschlag den Turm.
Oder er wird dich finden.
Denn nicht sie ist hier geblieben.
Sondern das, was durch ihr Läuten gekommen ist.
Anhang:
Ein altes Foto, aufgenommen 1931 von einem Wandersmann.
Es zeigt die Kapelle – Fenster zerschlagen.
Im Schatten des Turmes: ein undeutliches Gesicht.
Auf der Rückseite mit Bleistift:
„Sie hat wieder geläutet.“
Flüsterndes Land
Düstere Geschichten aus vergessenen Orten
Folge 7 erscheint bald
(c) ChatGPT 🙂