Flüsterndes Land. Folge 5: Die Gesichter von Hallstatt

„Man sagt, sie ruhen dort in Frieden. Aber manche Augen bleiben offen.“


Fundstück:

Altes Notizbuch, gefunden unter einer losen Bodenplatte in der Kanzel der kleinen Michaelskapelle, die sich oberhalb des Beinhauses in Hallstatt befindet. Die Handschrift deutet auf eine Fotografin hin, die im Winter 1986 an einer Bilderserie über „Rituale des Gedenkens“ arbeitete.


6. Dezember – Erste Ankunft

Ich bin hier, weil der Tod in Hallstatt einen Platz hat – nicht versteckt, sondern öffentlich.
Mehr als 600 Schädel, fein bemalt, gelagert wie Bücher des Vergessens.
Ich will die Stille einfangen. Und die Zeit.
Die Einheimischen sind freundlich – aber sie blicken mich seltsam an, wenn ich das Wort „Beinhaus“ erwähne.
Als hätte ich eine Tür geöffnet, die besser verschlossen bleibt.


7. Dezember – Der Schädel mit den zwei Namen

Heute entdeckte ich einen Schädel mit zwei Namen:

„Theresia 1856 – Anna 1944“
Aber es ist nur ein Schädel.
Ich fragte den Küster. Er wurde blass:
„Es gab… Verwechslungen. Früher. Oder Bindungen. Manche wollten nicht allein ruhen.“

Ich spüre etwas beim Fotografieren. Als würde das Licht anders brechen.
Als würden mich manche Augen… sehen.


8. Dezember – Die zweite Belichtung

Ich fotografierte den Raum bei Kerzenschein – analog. Drei Fotos erschienen doppelt belichtet:
Auf jedem war hinter mir eine Gestalt. Blass. Mit Hut.
Ich war allein.
Und auf einem Bild war mein Gesicht – auf einem Schädel.

Ich habe keine Erklärung.


9. Dezember – Der Traum

Ich träumte, ich ging hinunter in das Beinhaus, doch es war riesig, endlos.
Und aus jedem Schädel flüsterte eine andere Stimme:

„Sieh dich nicht um. Wenn du dich umdrehst, wirst du bleiben.“
Ich drehte mich um.
Und wachte schreiend auf.

Meine Kamera liegt auf dem Boden. Die letzte Aufnahme fehlt.


10. Dezember – Letzter Eintrag

Ich glaube, Hallstatt hat mich erinnert.
Nicht ich beobachte die Toten – sie beobachten mich.
Heute war mein Name auf einem Zettel, vor einem leeren Platz im Beinhaus.
Und daneben:

„1986 †“
Ich bin nicht gestorben.
Aber vielleicht… noch nicht.

Wenn du das findest:
Lass mich bleiben.
Lass mich Teil von ihnen sein.
Denn sie sind nicht tot.
Nur geduldig.


Anhang:

Ein Polaroid, gefunden in einem anonymen Brief an das Museum Hallstatt.
Es zeigt das Beinhaus – leer. Kein einziger Schädel.
Nur ein Spiegel, in dem man sich nicht erkennt.


Flüsterndes Land
Düstere Geschichten aus vergessenen Orten
Folge 6 folgt bald…

(c) ChatGPT 🙂

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