Beinahe jeder stößt früher oder später auf das sogenannte Keltische Baumhoroskop. Insbesondere in der Natur angelegt haben Baumkreise, die auf dem Horoskop beruhen, ihren eigenen, urtümlichen Reiz. Und wenngleich das Horoskop auch eine „Erfindung“ des Neuheidentums ist, so ist die Idee doch zumindest niedlich und naturverbunden. Wer hört schon keine netten Dinge über sich selbst?
Tatsächliche Geschichte
Das Keltische Baumhoroskop lässt sich nach Wikipedia bis zum englischen Schriftsteller Robert Graves zurück verfolgen, welcher das Horoskop 1948 erstmals in seinem Buch „The White Goddess“ beschrieb. 1971 „erfand“ das französisches Modemagazin „Marie Claire“ einige Horoskope, die mehr oder minder auf antiken Quellen beruhten und adaptierten bzw. publizierten dabei auch das Keltischen Baumhoroskop von Graves. Durch zahlreiche Rezeptionen und Neuauflagen in den 1980er Jahren wurde das Baumhoroskop schließlich einem breiten Publikum bekannt.
In den 1990er Jahren wurde versucht, die Quellen für das Horoskop zu finden. Dabei musste festgestellt werden, dass einige Bäume den Kelten gar nicht bekannt sein konnten, wie etwa Feige, Zypresse, Kastanie oder Olive. Der französische Zürgelbaum wurde aufgrund eines Übersetzungsfehlers zur Zeder und die den Kelten aber nachweislich wichtige Eibe fehlt umgekehrt im Horoskop.
Keltische Ursprünge
Dass Bäume und allgemein die Pflanzenmystik bei den Kelten eine wichtige Rolle spielte, wird heute als allgemein bestätigt angesehen. Obwohl die Kelten nie eine geschlossene Ethnie bildeten und die Auffassung zur Abgrenzung des Volkes durch die Geschichte diffus ist, werden heute allgemein die Stammesgruppen mit indogermanischer Sprache in der jüngeren Eisenzeit (zwischen 800-50 v.Chr.) als Kelten bezeichnet.
Funde der keltischen Kultur gab es von Nordspanien über Frankreich/Norditalien und England/Irland bis nach Kroatien und Slowenien, d.h. vor allem Mittel- und Inseleuropa, jeweils mit unterschiedlicher Dichte. Bis heute hat sich das Keltentum in seiner Sprache vor allem in Wales, Irland und Schottland erhalten. Da es kaum schriftliche Überlieferungen gibt, konnten viele Bräuche und Traditionen jedoch nur implizit durch Funde oder Beschreibungen von römischen Autoren erschlossen werden.
Heilige Bäume finden sich bei den Kelten jedoch mehrfach, etwa durch die Verehrung eines „heiligen Haines“ und auch die „5 berühmten Bäume“ Irlands (3 Eschen, 1 Eibe, 1 Eiche), welche jeweils im mythischen Zentrum einer Provinz Irlands stehen deuten dies an. Sprachlich findet sich die Nähe zu Bäumen noch heute in altirischen Worten, etwa „bile“ = „heiliger Baum“ im Ortsnamen mit „Billy“ oder die zahlreichen Personennamen mit Baumbezügen.
Graves ging bei seiner Gestaltung des Baumhoroskops auch durchwegs von altirischen bzw. keltischen Grundlagen aus; so bildete die Basis das irische Ogham-Alphabet, welches grob aus ca. 20 Zeichen in Form von Strichen besteht und vor allem für Personennamen verwendet wurde. Die einzelnen Buchstaben wiederum wurden nach Wikipedia mit Baumnamen bezeichnet. Abgesehen von Transkritionsfehlern Graves und seiner Nachfolger konnte eine Verwendung eines solchen Horoskopes bei den Kelten jedoch zu keiner Zeit auch nur ansatzweise nachgewiesen werden.
Das Baumhoroskop
Das Baumhoroskop besteht nach Josi.at aus insgesamt 21 Bäumen. Dies wird daraus abgeleitet, dass jeder Baum einen dreifachen Aufbau hat (Wurzel, Stamm, Krone) und gleichzeitig aus sieben Teilen besteht (Wurzel, Stamm, Rinde, Geäst, Blätter, Blüten und Früchte). Das Produkt daraus ist 21. Vier der Bäume werden dabei nur 1 Tag zugeordnet:
- 21. März gehört der Eiche: die Tag-Nacht-Gleiche im Frühling
- 23. September gehört dem Ölbaum (auch Olivenbaum): die Tag-Nacht-Gleiche im Herbst
- 24. Juni gehört der Birke: die Sommersonnenwende
- 22. Dezember gehört der Buche: die Wintersonnenwende
Alle anderen 17 Bäume kommen jeweils einmal pro Jahreshälfte vor, mit einer Ausnahme: die Pappel gibt es sogar dreimal. Jedem Baum werden im Baumhoroskop nun verschiedene Charakterzüge, Stärken und Schwächen zugesprochen.
1. Jahreshälfte | Baum | Bedeutung | 2. Jahreshälfte |
23.12.-01.01. | Apfelbaum | „Die Liebe und Ausgeglichenheit“: + liebevoll, sonniges Gemüt, offen – vereinnehmbar, beeinflussbar, abhängig |
25.06.-04.07. |
02.01.-11.01. | Tanne | „Die Würdevolle“: + stark, aufrichtig, gradlinig – verzweifelt, rebellisch, verkümmernd |
05.07.-14.07. |
12.01.-24.01. | Ulme | „Die gute Gesinnung“: + tolerant, anmütig, würdevoll – rechthaberisch, nachtragend, wenig robust |
15.07.-25.07. |
25.01.-03.02. | Zypresse | „Die Treue“: + unabhängig, gelassen, wahre Lebenskünstler – launenhaft, aufbrausend, zart beseitet |
26.07.-04.08. |
04.02.-08.02. | Pappel* | „Die Strebsamkeit“: + unbefangen, kraftvoll, gestalterisch – unsicher, ängstlich, emotional |
05.08.-13.08. |
09.02.-18.02. | Zeder | „Die Zuversicht“: + stark, selbstbewusst, kraftvoll – ungeduldig, Vorurteile, abgehoben |
14.08.-23.08. |
19.02.-28.02. | Kiefer | „Die Lebenskraft“: + anspruchslos, ein Pionier, treu – reduziert, geizig, kaltherzig |
24.08.-02.09. |
01.03.-10.03. | Trauerweide | „Die Vielseitige“: + flexibel, intuitiv, unbekümmert – unruhig, verträumt, konfliktscheu |
03.09.-12.09. |
11.03.-20.03. | Linde | „Die Einheit“: + einfühlsam, liebevoll, ruhig – Grenzgänger, frustriert, eifersüchtig |
13.09.-22.09. |
21.03. | Eiche | „Die Robustheit“: + mutig, tapfer, treu – angsteinflößend, mürrisch, zurückweisend |
|
22.03.-31.03. | Haselnuss | „Die innerlich Wertvolle“: + ambivalent, still, freundlich – übertreibt, extrovertiert, habgierig |
24.09.-03.10. |
Ölbaum | „Die Weisheit“: + harmonisch, optimistisch, lebensbejahend – oberflächlich, konfliktscheu, Harmoniesucht |
23.09. | |
01.04.-10.04. | Eberesche | „Das Feingefühl“: + Selbstreflexion, eigenständig, gerecht – konfliktscheu, eigenbrötlerisch, überfordert |
04.10.-13.10. |
11.04.-20.04. | Ahorn | „Der Nachdenkliche“: + originell, spontan, dynamisch – eigenwillig, eigensinnig, rücksichtslos |
14.10.-23.10. |
21.04.-30.04. | Nussbaum | „Die Wachsamkeit“: + unbeugsam, ehrgeizig, intelligent – eifersüchtig, besitzergreifend, unnachgiebig |
24.10.-11.11. |
01.05.-14.05. | Pappel* | s.o. | |
15.05.-24.05. | Kastanie | „Die Redlichkeit“: + sympathisch, unbestechlich, bescheiden – stachelig, gleichgültig, idealistisch |
12.11.-21.11. |
25.05.-03.06. | Esche | „Die Herausragende“: + ehrgeizig, besonnen, nüchtern – auffallend, extravagant, egozentrisch |
22.11.-01.12. |
04.06.-13.06. | Hainbuche | „Die Gerechtigkeit und Aufrichtigkeit“: + loyal, tolerant, fürsorglich – verletzend, idealistisch, übertreibt |
02.12.-11.12. |
14.06.-23.06. | Feigenbaum | „Die Empfindsamkeit“: + extremistisch, geduldig, frohsinnig – undankbar, sensibel, wechselhaft |
12.12.-21.12. |
24.06. | Birke | „Die Schönheit und Heiligkeit“: + unbefangen, sympathisch, fröhlich – Unbehagen, leidenschaftlichslos |
|
Buche | „Die Mütterlichkeit“: + selbstsicher, ruhig, weise – ordentlich, kalt, hartherzig |
22.12. |
*) Kommt mehrfach vor.
Weitere Links
Weitere Informationen und Deutungen finden sich unter nachfolgenden Links:
- Crazy Driving Store – Die Welten des Mittelalter: http://www.mittelalter.cdstw.de/baumzeichen-keltisch.htm
- Josy.at: http://www.josy.at/schau/baumhoroskop/baumhoroskop.html
- Stregato.de: http://www.stregato.de/blog/category/keltisches-baumhoroskop/
bzw. bei zahlreichen anderen Seiten im Netz.
Österreichisches Bonmot
Eine österreichische Justizministerin des BZÖ, Karin Miklautsch, wies einst emphatisch darauf hin, dass rund 3 ehemalige Justizminister im Zeichen der Linde geboren und dadurch durch besondere Eigenschaften ausgezeichnet seien. Der Keltische Baumkreis wurde außerdem bereits Ende der 1990er vehement diskutiert, als der „Lebensbaumkreis am Himmel“ angelegt und öffentliche Fördergelder beansprucht wurden. Als Ergebnis wurde zumindest das Wort „keltisch“ entfernt. In jedem Fall ein Zeichen, dass der Himmel in Döbling als Ausflugsziel auch gerne von österreichischen Politikern zur Inspiration gewählt wird.
Ausflugsziel Baumkreis
Der wahre Erfolg des Baumhoroskops liegt insgesamt vermutlich weniger in einer (weiteren) Auslegung menschlicher Charakterzüge aufgrund des Geburtstages, sondern vor allem in den oftmals sehr ansprechend angelegten Baumkreisen. In Deutschland finden sich Baumkreise etwa in Gnutz, Castrop-Rauxel, Stamsried oder Achern-Oberachern und Wald. Noch mehr gibt es in Österreich, etwa in Gundersdorf, Weng im Gesäuse, Sankt Stefan ob Stainz, Pyhra, Frankenfels, Hoheneich, Kettlasbrunn, Ampflwang, Vils oder eben in Döbling am Himmel in Wien.
Meine Meinung
Meiner Ansicht nach sind vor allem die Baumkreise eine entspannende Möglichkeit für einen Sonntagsausflug. So ist der Himmel in Wien etwa ein beliebtes Ausflugsziel, vor allem weil es ein nettes Café daneben gibt und (fast immer) schönes Wetter durch die erhöhte Lage. Dass die Kelten kein Baumhoroskop hatten und dass Horoskope in jedem Fall ohnehin auf jeden zutreffen und etwas „Schönes“ allein basierend auf dem Geburtsdatum verraten, ist letztlich Trivialität. Denn warum sollte mein Geburtstag vor x Jahren etwas mit einem Baum zu tun haben und dies wiederum etwas über mich als Mensch und meine Eigenschaften verraten? Eben. Aber allein sich etwas Zeit für seine Gedanken, Familie bzw. die Natur zu nehmen, ist sicher ein „Mehrwert“.
Hehe. 🙂 Ich bin Kastanie, „Die Redlichkeit“. Sehr schön.
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Das Baumhoroskop ist eine Erfindung der Moderne. Eine coole und keltenbezogene Horror Geschichte gibts auf keltenroman.de/tag/der-wunsch